Ich bin HPV-positiv
Ermittelt der HPV-Test ein positives Ergebnis, tauchen plötzlich Fragen auf, mit denen man sich vorher nie auseinandergesetzt hat:
„Wie geht es jetzt weiter?“
„Wie komme ich überhaupt dazu?“ „Hilft mir die Impfung?“
„Was ist mit meinem Partner, hat er mich angesteckt oder stecke ich ihn an?“
…
Hier ist es gut, einige Hintergrundinformationen über das HP-Virus und die Infektion zu haben:
Es sind ca. 120 Stämme des HP-Virus bekannt, die alle die Zellen der obersten Hautschicht oder der Schleimhaut befallen. Ungefähr 40 Arten davon befallen die Geschlechtsorgane und können gutartige und bösartige Zellveränderungen hervorrufen. Die Übertragung des Virus erfolgt durch Sexualkontakt als Hauptinfektionsquelle . Üblicherweise erkennt das Immunsystem diese Infektion und eliminiert sie.
Weltweit gesehen sind 6-21 % der Frauen HPV-positiv. Eine hohe Erkrankungs-wahrscheinlichkeit trifft sexuell aktive Frauen unter 25 Jahren, bei 30-39-Jährigen ist sie bereits deutlich niedriger. Die meisten Studien (auf Grundlage eines HPV-DNA-Tests) zeigen, dass 75-80 % aller sexuell aktiven Frauen weltweit sich ein Mal oder öfter in ihrem Leben mit HPV infiziert haben. Die meisten Infektionen sind vorübergehend. Hochrisiko-Viren bleiben auch bei einer sogenannten transienten Infektion länger nachweisbar. 90 % aller erkrankten Frauen erfahren ein folgenloses Ausheilen des HPV-Befalls innerhalb von 2 Jahren, bei 10 % entsteht ein persistierender Verlauf.
Vorübergehende Infektionen sind nicht relevant, sie haben keine Konsequenz! Nur das Bestehenbleiben einer Infektion begünstigt die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorläuferstufen und anderen Läsionen in der anogenitalen Region (High risk Viren)! Low risk Viren können Condylome (Feigwarzen) verursachen, die auch zu Problemen in der Partnerschaft und zu eingeschränkter Lebensqualität führen können.
Das Wichtigste ist: Der HPV-Test kann nicht zwischen einer vorübergehenden und einer bestehenbleibenden Infektion unterscheiden! Er liefert nur die Information, ob ein Befall mit einem HP-Virus vorliegt oder nicht. Er trifft keine Aussage über evtl. bereits bestehende Veränderungen des Gewebes!
Gewebeveränderungen können nur in Zusammenschau mit dem PAP-Abstrich erkannt werden.
Zeigt der Test erstmalig ein positives Ergebnis, sollte er in 12-18 Monaten wiederholt werden. Aufgrund der hohen Erkrankungswahrscheinlichkeit bei Frauen unter 30 Jahren und der nachgewiesenen Ausheilungsrate, sowie der wesentlich geringeren Nachweisbarkeit bei über 30-jährigen Frauen, ist der Test bei unter 30-Jährigen weniger aussagekräftig als bei älteren Frauen.
Eine HPV-Infektion führt also nicht unausweichlich zu einer Krebserkrankung, wohl aber zu einem intensivierten Vorsorgeprogramm, da die Veränderungen auf Zellebene auch nach einer Zeit der Nichtnachweisbarkeit wieder auftreten können.
Derzeit gibt es keine spezifische Therapie gegen das Virus. Die Möglichkeiten sind auf zellulärer Ebene entweder immunmodulierend oder chirurgisch.
Der Zeitpunkt der Erkrankung ist nicht nachvollziehbar, da ein so großer Teil der Bevölkerung mit dem Virus in Kontakt kommt und die Infektion eben auch persistieren kann. Das Benützen eines Kondoms bietet einen wirksamen, aber keinen 100 %igen Schutz, da das Virus auch über Hautstellen, die nicht vom Kondom bedeckt sind, übertragen werden kann.
Ist der Test bei einer Frau positiv, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass der Partner ebenfalls positiv ist, bei 70 %. Da die Infektion so gut wie ohne Folgen ausheilt, wird derzeit kein Test des Partners empfohlen. Das Tragen von Kondomen wirkt sich aber scheinbar günstig auf die Ausheilung der Infektion aus.
Grundsätzlich wird die HPV-Impfung im Rahmen des Impfprogrammes für Schulkinder (weiblich und männlich) ab dem 9. Lebensjahr empfohlen.
Eine Impfung nach einem positiven Test ist nur dann sinnvoll, wenn die Testwiederholung negativ ausfiel (v.a . auf HPV16)! Dasselbe gilt nach einer chirurgischen Therapie. Nach erfolgter Impfung zeigt sich ein deutlicher Vorteil bezüglich der Reinfektion (nochmalige Erkrankung mit demselben oder einem anderen Stamm) und des Wiedererkrankungsrisikos.
Ich hoffe, einige Fragen zum Thema HPV-Infektion konnten geklärt werden. Das weitere Vorgehen bedarf einer individuellen Beratung.